Frauen gestalten Demokratie – gestern und heute
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Wann |
Donnerstag, 04.09., 19:00–21:00 Uhr & Freitag, 05.09., 17:00–20:00 Uhr |
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vhs Worms |
Ein Abend für die Demokratie in der nach ihrer benannten Musikschule hätte der Wormser Stadträtin und rheinland-pfälzischen Landtagsabgeordneten Lucie Kölsch [1919 – 1997] sicherlich auch gefallen. Lucie Kölsch setzte sich für das Gemeinwohl der Stadt Worms ein und rückte Sozial- und Schulpolitik in den Mittelpunkt ihres politischen Handelns.
„Sei eingedenk der ausgezeichneten Frauen aus früheren Zeitaltern“ [Mary Astell 1666-1731, engl. Philosophin, Schriftstellerin und Pionierin der Frauenbewegung, um 1700]
Im Vortrag wird das Leben und Wirken von Frauen beleuchtet, die Worms geprägt haben. Es werden Zeitumstände betrachtet und Spuren sichtbar gemacht. So hat zum Beispiel die Zeitungsverlegerin Elisabeth Maria Kranzbühler [1726 – 1790] ab 1777 das „Reichsstadt Wormsisches Intelligenz- und Zeitungs-Manual“ herausgegeben, das uns heute als „Wormser Zeitung“ online und in gedruckter Form täglich Informationen liefert. Oder denken wir an die Fotografin Emma Giesen [1895 – 1982], die zur Stelle war, wenn es darum ging, Wormser Geschichte im Bild festzuhalten.
Im zweiten Teil des Abends kommen im Rahmen eines Podiumsgesprächs Frauen zu Wort, die das Worms von heute prägen: Beispielsweise in der Wirtschaft oder in der Bildung.
Angefragt ist Frau Prof. Dr. Alexandra Nonnenmacher (Präsidentin der Hochschule Worms) sowie Dr. Anika Thun (Geschäftsführerin der Kalypso Media Group).
Wie stehen diese Frauen von heute zu der Aussage der amerikanischen Autorin Judith Sargent Murray [1751 – 1820], die bereits vor dreihundert Jahren formulierte: „Man kann mir vorwerfen, ich sei zu enthusiastisch, aber mein Vertrauen in unser Geschlecht ist riesengroß. Ich gehe davon aus, dass unsere jungen Frauen ein neues Zeitalter in der Geschichte der Frauen einläuten werden“. Was wurde erreicht und in welchen Bereichen gibt es Nachholbedarf? Wie steht es um die Demokratie in einer Zeit in der sich Unternehmen von Frauenquoten und Diversity-Programmen verabschieden?
Im Workshop soll es um die zahllosen Frauen aus früheren Jahrhunderten gehen, die mit Mut und Entschlossenheit den Weg bereitet haben, dass Marie Juchacz, Abgeordnete und Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, am 19. Februar 1919 vor der Nationalversammlung nach Einführung des passiven und aktiven Wahlrechts für Frauen in Deutschland sagen konnte: „Meine Herren und Damen! (Heiterkeit.) Es ist das erste Mal, dass eine Frau als Freie und Gleiche im Parlament zum Volke sprechen darf.“
Welche Anfeindungen, Vorurteile und Verbote mussten Frauen über Jahrhunderte überwinden, bis sie endlich als gleichwertige Teile einer demokratischen Gesellschaft gelten? Noch 1832 wandte sich der Publizist Jacob Siebenpfeiffer ausdrücklich an die deutschen Frauen und Jungfrauen, die zuvor gemeinsam zum Hambacher Schloss gezogen waren, um für Deutschlands Einheit und Freiheit zu demonstrieren: „Schmücket und belebt die Versammlung durch eure Gegenwart […] Herrschen sollen sie [die Frauen] nicht.“ Der Jubel der Herren schallt bis heute laut.
Nach 1933 drängten die Nationalsozialisten Frauen systematisch aus Schule und Beruf. Der Frauenanteil an Universitäten wurde auf zehn Prozent beschränkt. Frauen verloren das passive Wahlrecht und wurden aufs Muttersein reduziert. Umso bedeutender ist, dass die Juristin Elisabeth Selbert mit drei weiteren „Müttern des Grundgesetzes“ in Artikel 3 Absatz 2 unseres Grundgesetzes von 1949 den Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ durchsetzen konnte. Es dauerte allerdings bis 1977 bis Frauen – ohne Zustimmung ihres Ehemannes – frei über die Aufnahme eines Berufes entscheiden konnten.
Im Workshop wechseln sich Input, Austausch, Rollenspiel und Reflexion ab.